Lubentiusreliquiar

Auf das, für Dietkirchen wichtigste Element der Kirche, das Lubentiusreliquiar, soll auf dieser Seite besonders eingegangen werden.

Brustreliquiar des Hl. Lubentius

In einer Inschrift, die am Sockelstreifen entlangführt, ist das Büstenreliquiar 1477 von dem Kanoniker Johannes Schrepgin von Hachenberg gestiftet worden, er hat es in diesem Jahr anfertigen lassen.

Die Inschrift lautet:

DOMINVS IOHANNES SCHREPGIN DE HACHENBERG HVIVS ECCLESIE CANONICVS __ IN HONORE SANCTI LVBENCI HOC FIERI FECIT SVB ANNO DOMINI 1477

Das Reliquiar muss allerdings in einen Kopfteil und einen Brustteil getrennt betrachtet werden, da nur der Brustteil, der aufwändig mit aufgenieteten Blüten, Rosetten und Edelsteinen am Kragen und einem gabelförmigen Besatzstreifen geschmückt ist, aus der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts stammt.

Das Kopfteil ist deutlich früher entstanden. Es wird in die Zeit um 1270 geschätzt, Experten sehen die Arbeit als ein Mainzer Goldschmiedewerk. Ursprünglich war das Kopfteil aus einem Stück angefertigt. Später hatte man es aufgeschnitten. Das so abgeschnittene Teil wurde mit Scharnieren versehen, sodass man den Kopf nun öffnen und wieder verschliessen konnte.
(Siehe Rainer Rückert, Nassauische Annalen 1958, Band 69, S. 87-93)

Das urspüngliche Reliquiar, ohne den 2016 hinzugefügten neuen Sockel, hat eine Höhe von 39 cm, der ovale Sockel ist ca. 42 x 26 cm groß.

Das Brustteil besteht aus starkem, dick feuervergoldetem Silberblech.

Das Kopfteil ist ca 23 cm hoch. Es besteht ebenfalls aus starkem Silberblech, das ebenfalls vergoldet ist. Es wurde mit einem 3 – 3,5 cm hohen Zwischenring auf das Brustteil aufgeschraubt.

Im Haupt der Büste ruht der Schädel des Heiligen. Das Reliquiar war jedoch ursprünglich sicher nicht für den Schädel des Hl. Lubentius geschaffen worden, da es den Unterkiefer des Schädels nicht mit aufnehmen kann. Der Unterkiefer befindet sich daher bei weiteren Reliquienresten des Heiligen in der St. Lubentiuskirche.

In einem Brief des Pfarrverwalters Peter Sinder am 14. November 1865 an das Ordinariat in Limburg, berichtet er von einem Diebstahl des Reliquiars, der in der Nacht vom 2. auf 3. Juni 1846 stattgefunden haben soll. Dem Bericht zufolgen waren es 3 Männer, einer von Dietkirchen und 2 von Elz, die den Diebstahl ausgeführt haben sollen. Sie waren von einem jüdischen Bürger gesehen worden, als sie von Dietkirchen kommend, die „Meil“ überschritten. Dabei erkannte der jüdische Bürger einen der drei als Dietkircher, er traute sich allerdings nicht, diesen anzuzeigen. Am nächsten Morgen bereits wurde ein größerer Edelstein aus dem Brustbild in der „Höhl“, an der sogenannten „dicken Lay“ auf dem Weg von Dietkirchen nach Dehrn gefunden und bald darauf auch der Schädel des Heiligen auf einem Krautstück, welches zwischen dem genannten Weg und der Lahn liegt. Kinder entdeckten später das Brustbild im Gemeindewald in Elz. In Elz wurden dann bei einem Verdächtigen weitere Sachen aus dem Diebstahl gefunden. Verloren ging bei dem Diebstahl die abnehmbare Kopfplatte, die zuerst durch eine Kupferplatte ersetzt wurde und erst 1955 durch den Münchner Goldschmied und Restaurator Johann Michael Wilm im Rahmen einer grundlegenden Restaurierung erneuert wurde.

2016 wurde durch den Würzburger Goldschmied Markus Paul Engert (*28.09.1968) ein Reliquiensockel für die Büste des Hl. Lubentius angefertigt. Der Sockel ist aus vergoldetem Messing mit Bergkristall und Rubin besetzt.

In diesem Sockel wird der Kiefer des Hl. Lubentius aufbewahrt. Für eine offene Präsentation der Kieferreliquien hat der Künstler Engert ein entsprechendes Reliquiar gefertigt.


Joachim Schäfer – Ökumenisches Heligenlexikon


Reliquiensockel für die Büste des heiligen Lubentius in Messing-vergoldet mit Bergkristall und Rubin im Jahr 2016
Foto: Agentophil
Lizenz: CreativeCommons by-sa-2.0-de (Kurzfassung).
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Reliquiar für den Kiefer des heiligen Lubentius in Messing-vergoldet mit Rubin im Jahr 2016

Von Agentophil – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55600639

Sarkophag des Hl. Lubentius

Der Sarkophag, der sich unter dem Altar in der Lubentiuskirche befindet, hat eine äussere Länge von  1,10 m, eine Breite von 0,43 m und eine Höhe von 0,33 m. Die innere Länge beträgt 0,92 m, die innere Breite ist 0,25 m und die innere Höhe beträgt 0,29 m.

Zu dem Sarkophag gehört ein heute noch existierender Steindeckel, der mit dem Sarkophag durch Metallklammern verbunden war. Diese Klammern sind heute nicht mehr vorhanden. Von dem Deckel ist etwas ein Drittel zerstört.

Der Deckel enthält die Inschrift:
(HIC) REQVIESC(IT) CORP(VS) I (SANCT)I LVBENTII CONFESS(SORIS)

Übersetzung:
Hier ruht der Leib des Hl. Bekenners Lubentius

In dem Sarg selbst befand sich urspünglich ein Bleitäfelchen in der Größe 11 cm x 4,9 cm. Diese Bleitäfelchen befindet sich heute im Domschatz in Limburg und trägt die gleiche Inschrift wie der Sargdeckel:

HIC REQUVIESCIT COR/PVS S(AN)C(T)I LVBENCII CONFE(SSORIS)

Der auffällig kleine Sarkophag enthält auch heute noch die sterblichen
Überreste des Hl. Lubentius. In ihm wurde sein Leichnam von Kobern nach
Dietkirchen überführt.


Sarkophag des Hl. Lubentius in der Kirche in Dietkirchen – Abbildung aus Wilhelm Schäfer, St. Lubentius zu Dietkirchen, S. 157, Wiesbaden 1966
Sarkophagdeckel des Hl. Lubentius in der Kirche in Dietkirchen – Abbildung aus Wilhelm Schäfer, St. Lubentius zu Dietkirchen, S. 157, Wiesbaden 1966