Das irische Hochkreuz auf dem Gefangenenfriedhof in Dietkirchen

Von vielen Menschen, Besuchern wie auch Einheimischen, oft unbeachtet und nicht weiter im Detail betrachtet, hat das Dorf Dietkirchen, neben seinem wohl berühmtesten Bauwerk, der romanischen Stiftskirche St. Lubentius, noch eine weitere Sehenswürdigkeit aufzuweisen.

Es ist dies der Kriegsgefangenenfriedhof aus der Zeit des 1. Weltkrieges, auf dessen Gelände sich auch das Irische Hochkreuz befindet, auch Keltisches Kreuz genannt.
Dieses Denkmal stellt nicht nur für unsere Gegend, sondern auch für ganz Deutschland, ein wohl einmaliges Denkmal dar. Möglicherweise handelt es sich hierbei um das größte Irische Hochkreuz in Europa, d.h. außerhalb Irlands.

Die Dietkircher Schulchronik schreibt zur Errichtung des Kreuzes im Jahre 1917:

Zu Pfingsten d. Js. erhielt der Friedhof des hiesigen Gefangenenlagers einen herrlichen Schmuck. Die im vergangenen Jahre dahier im Lager befindlichen irischen Gefangenen haben in liebevollem Gedenken ihren dahier bestatteten Kameraden ein wunderbares in streng romanischem Stile ausgeführtes Denkmal gestiftet.
Auf mächtigem Unterbau erhebt sich ein gewaltiges Kreuz. Vom Kreuzsockel an mißt dieses 3 m und ist selbiges aus einem Stück gearbeitet. Die Breite des Kreuzes beträgt 1,60 m, die Stärke 0,50 m. Ausgeführt ist es in Sandstein.

In der Mitte der Vorderseite erblickt man das Bild des Gekreuzigten. Am oberen Ende ist das Reliefbild des hl. Patrik, des Schutzpatrons von Irland. An den beiden Kreuzesarmen sind noch zwei Reliefs von Heiligen.

Auf den Beschauer wirkt mächtig das Bild des Heilandes. Auf der Rückseite sieht man vier irische Wappen: hoch oben drei Kronen, in der Mitte die Harfe, links den Adler mit dem Schwert, rechts eine ausgestreckte Hand.

Sämtliche Bildwerke und Reliefs sind aus dem Steine herausgemeißelt.

Auf der Rückseite und dem Sockel stehen die 34 Namen der dahier ruhenden irischen Gefangenen.

Ein äußerst symbolisches Relief trägt auf der Rückseite der untere Teil des Kreuzes. Die aufgehende Sonne sendet ihre Strahlen, wohl die Hoffnung des irischen Volkes. An einer kleinen Kapelle des Reliefs steht aufrecht ein kleines Kreuz, hinweisend auf die Hilfe von Gott, ein kleines umfallendes Kreuz versinnbildet die trügerischen Hoffnungen dieser Erde. Der Hund, als Sinnbild der Wachsamkeit, zeigt auf die Zukunft, – das irische Volk will wachsam sein, den geeigneten Zeitpunkt der Befreiung aus langem Leid erwarten.

Der Entwurf dieses Werkes ist von Herrn Architekt A. Meister in Bochum i. W. Die Ausführung von Herrn Steinmetzmeister Johann Klein aus Münster i. W. Der Preis beträgt ungefähr 6000 M.

 

Die Redaktion des Irland Journals hat in ihrer Ausgabe 03-2007 ermittelt:

Man kann 1 M (= 1 Reichsmark) etwa mit 12 DM gleichsetzen, bezogen auf damalige Stundenlöhne und Preise. 6.000 Reichsmark wären also etwa 72.000 DM oder gut 36.000 Euro. Eine Anfrage des Journals bei einem Steinbildhauermeister am Niederrhein ergab, dass ein solches Kreuz heute kaum unter 80.000 Euro zu machen wäre, allein das Material wäre teurer als das komplette Kreuz vor 90 Jahren.

Über all die Jahre haben die Zeit und die Natur durch ihre Witterungseinflüsse allerdings ihre Wunden in diesem Kreuz zurückgelassen. Der Sandstein, ein von Natur aus eher anfälliges Baumaterial, ist an einigen Stellen äußerst stark beschädigt, so dass nur eine baldige denkmalschützerische Aktivität das Kreuz noch retten kann. Ein Warten auf finanziell rosigere Zeiten der öffentlichen Hand wird eher dem Zerfall zugute kommen als einem Erhalt.

Im Jahr 2004 wurde deshalb als erste Aktion ein Irish Folk Open Air Konzert durchgeführt, dessen Erlös dem Erhalt und der Restaurierung des Kreuzes diente.
Weitere Informationen siehe unter Menüpunkt „Historie Kriegsgräberstätte und Kriegsgefangenenlager“ und/oder „Zeittafel Kriegsgefangenenlager – Kriegsgräberstätte“.