Dreifaltigkeitskapelle

Im Südosten der Lubentiuskirche befindet sich die Dreifaltigkeitskapelle.

Dreifaltigkeitskapelle Eingang

Eingang zur Dreifaltigkeitskapelle

Eine erste Erwähnung findet man am 8. Februar 1378 in einem Testament des Canonicus Johannes von Attendorn. In einem zweiten Testament vom 02. Juli 1387 schreibt er, dass er einen Anbau errichtet hat, der sich östlich des Sakristeiunterbaus befand.

Die Westseite war verschlossen worden, die Verschlusswand erhielt eine Tür und 2 kleine Fenster. Der so gewonnene Raum wurde der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Erst 1334 wurde das Dreifaltigkeitsfest, das am 1. Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird, durch Papst Johannes XXII. offiziell für die ganze Kirche eingeführt, vorher war es wohl ein nur in Klöstern gefeiertes Fest.

Die Raumdecke ist eine stuckierte Holztonnendecke.

Unter Canonicus Pfarrer Caspar Schorn erhielt der Raum der Dreifaltigkeitskapelle seine barocke Ausprägung. 1699 stiftete der Canonicus Pfarrer Caspar Schorn (1653 -1702) den noch heute existierenden Barockaltar. Die Schnitzereien des Altars stammen von Christian Diezer und Johan Neudecker (Johann Valentin Neudecker d. Ä) aus Hadamar. Die Gemälde der sechs Tagewerke Gottes (Erschaffung der Erde) und das Bildnis der Verheissung Gottes an Abraham über dessen Sohn Isaak sind von dem Limburger Maler Jakober stellt worden.


Barockaltar, 1699 gestiftet von Canonicus Pfarrer Caspar Schorn

Gemäß https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/52860/ werden der Altar und die Kunstwerke in der Kapelle folgendermaßen beschrieben:

Die Hauptfigur einer Maria Immaculata inmitten eines Palmenwäldchens wird von den Seitenfiguren der hll. Joachim und Anna sowie der oberhalb schwebenden Heilig-Geist-Taube umgeben. Der hohe, mit üppigem Akanthuslaubwerk geschmückte Auszug umfängt ein ovales Bild, in dem Abraham die Geburt eines Sohnes angekündigt wird. Der gesamte Rest der Ostwand wird von sechs großen Ölgemälden mit der Darstellungen der Erschaffung der Welt eingenommen. An der Nordwand farbig gefasstes Relief von etwa 1730: Maria und Christus erflehen Vergebung für die sündige Menschheit. Auf der Südseite Retabel aus dem Ende des 17. Jahrhunderts mit späterem Ornamentdekor der Zeit um 1730 und 1760, in der Mittelnische eine moderne Marienfigur. Im Zentrum des Deckengewölbes kleines Rundbild der Hl. Dreifaltigkeit, späteres 19. Jahrhundert.


Rundbild der Hl. Dreifaltigkeit

Im Inneren des Raumes befindet sich unter einer großen Steinplatte ein barockes Grab, das dem Stifter des Barockaltars zugeschrieben wird. Laut W.H. Struck in DAS STIFT ST. LUBENTIUS IN DIETKIRCHEN, S 31/32 sind in der Kapelle folgende Gräber vorhanden:

Kantor J. K. (Johann Karl bzw. Carl) Vosbein (1731 – † 1796), Sekretär des Stiftes von 1788 – 1791
Kantor Ph. F. (Johann Philipp Franz) Hermes († 1806), Sekretär des Stiftes von 1792-1801
Kanoniker A. (Antonius) Knecht († 1658)
Kanoniker C. (Caspar) Schorn (1653 – † 1702)
Kanoniker F. F. J. (Franz Friedrich Jacobus (Josephus)) Carove (1729 – † 1799)
Kanoniker K. J. (Carl Heinrich Ignatius) Flörchinger (1725 – † 1807)
Vikar J. G. (Johann Georg) Petri (1723 – † 1772)
Vikar J. A. (Johannes Antonius) Hoefer (1732 – † 1799)

Laut Struck sei auch im Kirchenbuch zum Todestag von J.K. Vosbein geschrieben, dass alle Kanoniker zukünftig in der Dreifaltigkeitskapelle bestattet werden sollen. Die Großmutter des Dekans H. Distel (1670 – † 1740), Dorothea Müller, geb. Gorgendiell († 1703), wurde ebenfalls in der Kapelle bestattet. Struck erläutert ebenso, dass nur noch die Grabsteine von C. Schorn und J.G. Petri (auch Petry geschrieben) existieren. Zwischen beiden Grabsteinen soll sich ein dritter befinden, dessen Inschrift allerdings nicht mehr lesbar ist. Das einzige erhaltene Merkmal an diesem unleserlichen Grabstein ist ein ein Wappen mit einem Pfahl, der sowohl oben als auch unten in einen Pfeil endet. Der Pfahl ist von einem Balken gekreuzt, dessen rechtes oberes Ende in einer Schleife übergeht und dessen linkes unteres Ende in einen Haken übergeht.

Der Grabstein des C. Schorn besteht aus grauem Basalt. Struck beschreibt sein Grab wie folgt:

Unter einem Kelch im Lorbeerkranz mit der Hostie darüber das von Palmwedeln umgebene Wappen (an der Orgel existiert ebenfalls ein Wappen von C. Schorn):
„…geteilt von einem Balken und einem Faden, von dem oberhalb des Balkens zwei Bögen abzweigen, in den so gebildeten sechs Feldern oben C S, in der Mitte C P, unten S L (Caspar Schorn, canonicus pastor sancti Lubentii)….

Unter dem Wappen die Inschrift: ANNO 1702 DIE XXV MENSIS JUNY ADMODUM REVERENDUS DOM(INUS) CASPARUS SCHORN MONASTERIO EIFFLIACUS QUI CUM PER XXV ANNOS HUIUS ECCLESIAE CANONICUS CAPITULARIS ET PER XVII(!) ANNOS EXTITISSET PASTOR SEDULUS SUASQUE OVES SOLLICITE PAVISSET NECNON AD MAIOREM DEI GLORIAM HOC SACELLUM DECORASSET MAGNO SUI APUD PAROCHIANOS RELICTI DESIDERIO AETATIS SUAE ANNO 49 PIE OBDORMIVIT
IN DOMINO CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN PACE AMEN.
 Zur Zeit von C. Schorn soll eine Wallfahrt zur Kapelle der Hl. Dreifaltigkeit dem Wallfahrer einen von Rom genehmigten vollkommenen Ablass erbracht haben. Die Anzahl der Kommunikanten sei von 500 im Jahre 1683 auf etwa 2000 im Jahre 1699 gestiegen. Auch Dekan Distel berichtet aus der Zeit nach 1711, dass an den Festen St. Trinitas und St. Luentius in der Stiftskirche ein vollkommener Ablass gewährt wird. Im Jahre 1711 hatte Dekan Heinrich Tripp die Urkunde zur Gewährung von Ablässen an den beiden genannten Festtagen durch Rom erneuern lassen. Dekan Distel berichtet auch nach 1721, dass die Zahl der Kommunikanten an dem Fest St. Trinitatis teils über 3000 Kommunikanten betragen hat. Für 1786 belegt eine Rechnung sogar die Anschaffung einer Menge von 5000 Hostien und die Bewirtung von 6 Beichtvätern für das Dreifaltigkeitsfest.